Mit regelmäßigen Check-ups und Pflegemaßnahmen hast du lange Freude an deinem Rad
Damit dein E-Bike möglichst leichtgängig und vor allem sicher fährt, musst du es regelmäßig pflegen und warten, beziehungsweise warten lassen. Während du viele Maßnahmen selbst durchführen kannst, brauchst du bei anderen Schritten die Hilfe einer Fachwerkstatt. In diesem Artikel erfährst du, was du selber tun kannst, um dein E-Bike in Schuss zu halten, und für welche Maßnahmen du in welchen Zeitabständen dein Rad in die Inspektion geben solltest.
Inhalt
- Warum brauchen E-Bikes mehr Wartung und fachgerechte Inspektion als Bio-Bikes?
- Ist eine E-Bike-Inspektion in der Fachwerkstatt Pflicht und wozu ist sie gut?
- Was sind die empfohlenen Intervalle für eine E-Bike-Inspektion und welche Leistungen beinhaltet eine E-Bike-Wartung?
- Was sind die Kosten für eine E-Bike-Inspektion?
- Diese Pflege- und Wartungsarbeiten kannst du selber durchführen
- Fazit
Warum brauchen E-Bikes mehr Wartung und fachgerechte Inspektion als Bio-Bikes?
Vor allem für E-Bikes sind regelmäßige Kontrollen im Sinne der Betriebssicherheit wichtig, denn bei ihnen ist der Verschleiß aufgrund des höheren Fahrradgewichts und der Kraft, die der Motor auf Bremsen und Antrieb ausübt, größer als bei "klassischen" Fahrrädern. Besonders die Elektronik bedarf spezieller Maßnahmen wie beispielsweise Software-Updates. Dafür sind Werkzeuge, Kenntnisse und Befugnisse nötig, die in der Regel selbst bei Menschen, die ansonsten gerne selber schrauben, nicht vorhanden sind.
Wenn wir im Folgenden von E-Bike sprechen, meinen wir die am häufigsten verbreitete Version, die genau genommen Pedelec heißt und bei der der Elektromotor nur bis maximal 25 km/h unterstützt. Dazu musst du aktiv in die Pedale treten.
Ist eine E-Bike-Inspektion in der Fachwerkstatt Pflicht und wozu ist sie gut?
Eine E-Bike-Inspektion ist keine Pflicht, es sei denn, du hast ein Leasing-E-Bike. Hier sind jährliche Inspektionsintervalle in einer Fachwerkstatt vorgeschrieben. Aber auch für dein eigenes E-Bike empfiehlt sich eine professionelle Inspektion aus folgenden Gründen:
- Sicherheit: Im Vergleich zum Bio-Bike bist du meist bei höheren Geschwindigkeiten auf längeren Touren unterwegs und möchtest auf keinen Fall, dass die Bremsen, der Motor oder Akku während der Fahrt versagen.
- Langfristige Kostenersparnis: Pflege und Wartung verhindern, dass es am Ende noch teurer wird, weil Verschleiß, der beim E-Bike aus oben genannten Gründen recht hoch ist, und Mängel schnell entdeckt und behoben werden können.
- Vertrau den Profis: Wenn Selbstschrauben nicht dein Hobby ist und du die Verschleißerscheinungen nicht schon selbst entdeckt hast, passiert das bei der Inspektion in der Fachwerkstatt. Wenn du verschlissene Teile frühzeitig austauschst, kannst du Folgeschäden vermeiden. Ein ordentlich gefettetes und geschmiertes E-Bike fährt sich auch immer geschmeidiger und materialschonender. Das bezieht sich nicht nur auf die Kette, sondern auch auf bewegliche Teile wie Lager (zum Beispiel in der Nabe, den Pedalen oder am Steuersatz), die beim Werksattservice nachgefettet werden.
- Gewährleistung wahren: Manche Komponenten, wie bespielweise Dämpfungs- und Federelemente, unterliegen vorgeschriebenen professionellen Wartungsintervallen, die du einhalten solltest, um den Gewährleistungsanspruch nicht zu gefährden.
- Optimierung durch Software-Updates: Es wäre vor allem auch unklug, auf Software-Updates zu verzichten, denn diese sorgen dafür, dass Motor, Display und Akku optimal zusammenspielen, sodass du so ökonomisch und effizient wie möglich unterwegs bist. Die Überprüfung von Elektronik und Akku kann tatsächlich nur während einer Inspektion in einer Fachwerksatt durchgeführt werden. Die Aktualisierung der Software muss bei manchen Motormarken und -modellen ebenfalls in der Werkstatt vorgenommen werden, teilweise kannst du Software-Updates aber auch selber per App durchführen.
Was sind die empfohlenen Intervalle für eine E-Bike-Inspektion und welche Leistungen beinhaltet eine E-Bike-Wartung?
Am besten richtest du dich nach der Kilometerleistung und nicht nach Zeitintervallen, denn es ist individuell sehr verschieden, wie viele Kilometer E-Bike-Nutzer*innen pro Monat/Jahr fahren und je mehr Kilometer zurückgelegt wurden, desto größer ist logischerweise der Verschleiß. Letzterer hängt aber auch vom Wetter ab, bei dem du unterwegs bist, sowie vom Zuladegewicht, dem Untergrund und der Unterbringung des E-Bikes (draußen oder drinnen, überdacht, in Wohnräumen oder im Keller?). Beachte auch, dass es besonders im Frühjahr und Sommer schwierig ist, einen Termin in einer Fachwerksatt zu bekommen, denn zu diesem Zeitpunkt wollen viele Menschen wieder aufs Rad steigen und dieses zuvor durchchecken oder reparieren lassen. Kümmere dich also am besten gleich nach dem Kauf um den ersten Termin.
Erstinspektion - Warum muss mein neues E-Bike schon nach ca. 300 Kilometern in die Inspektion?
Die Erstinspektion sollte nach ca. 300 bis 500 Kilometern erfolgen. Ein großer Verschleiß wird sich hier noch nicht ergeben haben, es geht eher um das Finetuning, welches dein Fahrerlebnis aber erheblich verbessern kann.
In einer Fachwerkstatt werden dann alle sicherheitsrelevanten Bauteile überprüft, vor allem die Bremsen. Hydraulische Scheibenbremsen müssen zum Beispiel auf den ersten Fahrten von dir erst eingebremst werden. Schrauben können sich gelockert haben, Züge gelängt, deshalb wird bei Bedarf nachgezogen oder beispielsweise die Schaltung justiert. Es geht darum sicherzustellen, dass alle Teile optimal zusammenspielen und das Rad betriebssicher und möglichst leichtgängig unterwegs ist. Auch die Lichtanlage und der Luftdruck werden einem kurzen Check unterzogen, außerdem Steckverbindungen und die Lenkeinheit, um Wackelkontakte und Lagerspiel auszuschließen. Stehen Software-Updates für dein Rad aus, werden diese dann natürlich auch vorgenommen.
Jahresinspektion - Nach dem großen Service ist dein E-Bike runderneuert und fährt sich wieder geschmeidig
Die Jahresinspektion sollte alle 2000 Kilometer und mindestens einmal pro Jahr erfolgen. Nun kann der Austausch von Verschleißteilen wie Bremsbelägen und -scheiben, Kette und Zahnkranz, Zügen und Hüllen vonnöten sein. Der Rundlauf der Laufräder, beziehungsweise der Sitz der Speichen wird ebenfalls in der Regel kontrolliert und auch aufwändigere Wartungsarbeiten wie Lagerfettung (Steuersatz, Pedale, Naben) oder das Entlüften von hydraulischen Scheibenbremsen werden in der Werkstatt bei Bedarf vorgenommen, es sein denn, du bist in der Lage, diese Arbeiten selbst durchzuführen.
Sind an deinem E-Bike Federgabel und/oder Dämpfer verbaut, bekommen diese ebenfalls einen Service.
Was du auf jedem Fall der Fachwerkstatt überlassen musst, sind die Kontrolle der Software, Elektronik, Batterie und des Displays sowie Motors. Je nach Motormarke und -modell werden Software-Updates mittels eines speziellen Steckers aufgespielt, die Funktion der internen und externen Sensoren wird überprüft, um sicherzustellen, dass der Motor die richtigen Informationen zu Werten wie Geschwindigkeit und Watt erhält, damit er dich effizient unterstützen und sich auch im richtigen Moment abschalten kann. Mit einer Diagnosesoftware kann auch die Batterie ausgelesen werden, um zu sehen, über welche Kapazitäten sie noch verfügt. Auch das Ladegerät wird in der Regel einem Check unterzogen.
Was sind die Kosten für eine E-Bike-Inspektion?
Mit zwischen 60 und 120 Euro plus Kosten für Verschleißteile musst du rechnen. In der Regel ist die Erstinspektion kürzer und günstiger als die Jahresinspektion. Es hängt auch davon ab, wie umfangreich das Inspektionspaket ist und welche Wartungs- und Reparaturarbeiten du selbst durchführen kannst. Im Notfall sollten die Leistungen und Kosten im Vorfeld geklärt werden. Auch eine Dokumentation der erbrachten Leistungen oder ein Fehlerprotokoll des Softwarechecks ist hilfreich. Manche Fahrradversicherungen übernehmen auch die Inspektions- und Verschleißteilkosten teilweise oder vollständig, in diesem Fall ist die detaillierte Auflistung der Leistungen und die Erläuterung der Notwendigkeit besonders wichtig.
Diese Pflege- und Wartungsarbeiten kannst du selber durchführen
Vor der Wartung kommt die Pflege, vor allem das regelmäßige Putzen und anschließende Ölen der Kette. Lies gerne unseren Artikel E-Bike Reinigung & Pflege, um zu erfahren, was du beim Putzen und Warten deines Bikes in Eigenregie beachten musst. Diese Tipps gelten gleichermaßen für E- und Bio-Bikes. Ein Unterschied besteht bei entnehmbaren/externen Akkus: diese sollten beim Putzen entfernt oder abgedeckt werden.
Besonders nach jeder Fahrt bei schlechtem Wetter oder im Winter, wenn Salzreste auf den Straßen vorhanden sind und der Matsch am Rahmen und Antrieb klebt, kannst du durch Putzen vermeiden, dass der Dreck dein Material wie Schmirgelpapier angreift und der Sand im Getriebe deine Fahrt unnötig erschwert. Ein sauberes Rad macht es auch einfacher, eventuelle Schäden zu entdecken.
Das bringt uns zum nächsten Punkt, der Sichtprüfung. Auch wenn du keine Erfahrung im Schrauben hast, kannst du gewisse Mängel mit bloßem Auge oder einfachen Werkzeugen erkennen und beheben.
Achte von Zeit zu Zeit auf Risse, Rost und Korrosion an Anbauteilen, Zügen und dem Rahmen. Gebrochene Schalt- oder Bremshüllen lassen sich schnell erkennen, genauso wie poröse Reifen, abgefahrenes Profil oder eiernde Laufräder.
Natürlich musst du auch dein Gehör und Gefühl einsetzen. Verschlissene und wartungsbereite Scheibenbremsen fangen an zu quietschen oder der Druckpunkt am Bremshebel wird schwammig. Lockere Züge und Speichen klappern. Gehe jedem verdächtigen Geräusch unbedingt nach, bevor ein Sicherheitsrisiko entsteht.
Eine verschlissene Kette erkennst du, wenn sie dir beim Treten durchrutscht. Dann ist es allerdings schon zu spät und auch die Kassette sowie eventuell das Kettenblatt sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Schmutz, ständiger Zug auf der Kette und Reibung sorgen dafür, dass sich die Kette längt und auch die Zahnzwischenräume der Ritzel auf der Kassette ausreibt. Miss lieber regelmäßig die Kettenlänge mittels einer Kettenlehre. Dies ist ein kleines, kostengünstiges Helferlein, das dir rechtzeitig anzeigt, wann es Zeit für einen Kettentausch ist.
Wackelt es irgendwo, haben sich eventuell Schraubverbindungen gelockert. Diese solltest du nachziehen. Vor allem für Carbon-Teile gibt es allerdings vorgeschriebene, sicherheitsrelevante Drehmomente. Diese musst du einhalten und einen speziellen Drehmomentschlüssel verwenden.
Mach dich auf jeden Fall mit dem Handbuch für dein E-Bike vertraut, dort findest du neben den technischen Daten auch viele nützliche Informationen zur Selbst-Wartung, wie beispielsweise die oben erwähnten Drehmomente. Oft steuern die Komponentenhersteller eigene Handbücher bei. Hersteller von Scheibenbremsen geben oft Tipps zum Einbremsen ihrer Modelle. Beim Motorhersteller findest du auch gängige Fehlercodes, die auf deinem Display auftauchen können, sowie die nötigen Anweisungen, wie du die aufgetretenen Probleme selbst beheben kannst. Gibt es eine App zu deinem Motormodell, solltest du dir diese herunterladen, um Software-Updates selbst vornehmen zu können.
Vor jeder Fahrt …
… solltest du den Reifendruck prüfen, um Platten/Durchschläge zu vermeiden sowie die Felgen zu schonen und andererseits bei Nässe den richtigen Grip zu haben. Je nach Einsatzzweck, Gewicht und Reifenbreite gibt es empfohlene Luftdrücke. Wir haben alles zu diesem Thema in unseren Fahrrad-Reifendruck-Guide zusammengefasst. Gemessen wird der Druck am besten mit einer Pumpe inklusive Manometer, dann kannst du auch gleich nachpumpen, wenn nötig. Es gibt auch kleine, elektronische Luftdruckprüfgeräte.
Schau, dass die Kette geölt ist, die Bremsen funktionieren und dass alle Teile fest sitzen. Sieh auch zu, dass der Akku richtig eingerastet sowie ausreichend geladen ist und dass die Lichtanlage funktioniert.
Während der Fahrt
Auch dein Fahrverhalten kann helfen, das Leben deines Antriebs zu verlängern. Schonendes, vorausschauendes Schalten schont die Kette und vor allem die teure Kassette. Versuche, nicht unter Last zu schalten, keine gekreuzte Kettenline zu fahren (zum Beispiel großes Kettenblatt vorne und großes Ritzel hinten), alle Gänge zu benutzen, beziehungsweise die Kassette gleichmäßig abzufahren und nicht immer nur schwer zu treten.
Akkupflege
Die Akkupflege ist ein wichtiges Kapitel in der E-Bike-Geschichte, bei dem du selbst eine entscheidende Rolle spielen kannst, um die Lebenszeit der Batterie zu verlängern.
Lagerung: Wenn dein Akku extern an deinem E-Bike befestigt beziehungsweise er entnehmbar ist, solltest du ihn bei Kälte in der Wohnung lagern. Er fühlt sich bei Zimmertemperatur am wohlsten. Ist der Akku fest verbaut, sollte das Rad bei Kälte möglichst auch nicht draußen, sondern zumindest im Keller oder der Garage stehen.
Der ideale Ladezustand: Am besten solltest du den Akku bei 50 % Ladung lagern, beziehungsweise zwischen 30 und 90 % Ladestatus halten, das heißt im Umkehrschluss, nicht völlig entleeren und nicht zu 100 % aufladen - beides bedeutet Stress für die Batterie. Bei längerem Nichtgebrauch solltest du den Akku nachladen, damit er sich nicht völlig entlädt.
Fazit: Gönn dir und deinem E-Bike eine stressfreie Saison und vereinbar einen Inspektions-Termin in der Fachwerkstatt
Sicherheit sollte beim E-Bike-Fahren an erster Stelle stehen und wenn du dein Rad liebst, gönnst du ihm so viel Wartung und Pflege, wie du ihm selbst nach bestem Wissen und Gewissen geben kannst - den Rest überlässt du den Profis in der Werkstatt. Durch diese Maßnahmen hilfst du, deine Garantie-, Gewährleistungsansprüche und auch die Freude an deinem E-Bike zu erhalten. Solltest du dein Bike mal verkaufen wollen, erhöhen eingehaltene Wartungsintervalle auch den Wiederverkaufswert. Manche Werkstätten stellen dir dafür ein Scheckheft aus.
So kannst du sicher sein, dass du mit deinem Rad durch Software-Updates und Wartungsarbeiten so effizient und materialschonend wie möglich unterwegs bist und möglichst lange Spaß an deinem E-Bike hast.
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