Das Hobby mit den eigenen Kindern teilen? Vielen Papas und Mamas mit Herren- und Damen-Mountainbikes graust es vor Biketouren mit dem Nachwuchs. Einer der Beteiligten motzt immer. Wutausbrüche, Tränen, wilde Schimpfereien - da ist dann schon die Engelsgeduld der Eltern gefragt, um das alles abzupuffern. Damit sich die Ausbrüche in Grenzen halten und der Spaß überwiegt, gehört eine gewisse Planung und Vorbereitung zur Tourenauswahl dazu. Auch die Eltern sollten die Bereitschaft mitbringen, dass es jetzt nicht vorrangig um den eigenen Bikespaß geht, sondern darum, den Kindern Spaß an einem Bikeabenteuer zu vermitteln. Eine Biketour mit Kindern ist etwas ganz Besonderes und auch ganz besonders schön.
Inhalt:
- Wie gehe ich die Tourenplanung mit Kindern an?
- Was kann ich meinen Kindern zutrauen?
- Wie halte ich die Kids während der Mountainbiketour bei Laune?
- Tipps, falls mal die Luft total raus ist
- Fahrtechnische Herausforderungen
- Was müssen die Eltern auf jeden Fall im Rucksack haben?
- Dos and Dont`s
Wie gehe ich die Tourenplanung mit Kindern an?
Der beste Plan ist, einen Plan zu haben, der auch spontane Änderungen zulässt. Denn eins ist klar: Es läuft sowieso immer anders als geplant. Bei der Tourenauswahl braucht es Einfühlungsvermögen in die Kinder. Du solltest vor allem die Ziele nicht zu hoch stecken und spannende Pausen unbedingt direkt einplanen. Während der Biketour gibt es in der Natur viel zu entdecken. Kinder wollen oft anhalten, um Dinge genauer zu erforschen. Die Zeit sollte man einplanen, aber auch den Fokus nicht verlieren, irgendwann doch mal am Ziel anzukommen. Das Ziel kann ein schöner Picknickplatz mit Feuerstelle sein oder eine Hütte mit Kaiserschmarrn. Auch die Aussicht auf eine spannende Abfahrt wirkt motivierend. Zwischendrin können auch kleine Challenges eingebaut werden, wobei das je nach Gemütslage des Kindes auch das Gegenteil bewirken kann. Aus Erfahrung wissen wir, dass der Trick, einen Freund oder Freundin mit auf die Tour zu nehmen, gut funktioniert. Die Kinder spornen sich tatsächlich untereinander an und können überraschend über sich selbst hinauswachsen. Vielleicht ist es manchmal auch nicht eine "echte" Biketour, die Begeisterung auslöst, sondern ein Ausflug in den Bikepark mit Lift oder ein Nachmittag auf dem Pumptrack mit Freunden. Auch wenn das nicht immer zu den Vorlieben von Papa gehört: Der kann da auch was lernen!
Was kann ich meinen Kindern zutrauen?
Eine Alpenüberquerung mit Kindern? Es braucht auf jeden Fall Mut und Erfahrung, um mit dem Nachwuchs auf eine Transalp Tour zu gehen. Aber es stärkt den Familienzusammenhalt, und bringt das eine oder andere Abenteuer mit sich. Eine ordentliche Portion Kondition der Kinder vorausgesetzt; zutrauen kann man ihnen das ab etwa 12 Jahren, je nach Routenwahl. Allerdings sollten die Eltern schon Alpenüberquerungs-Erfahrung haben und wissen worauf es ankommt, auch bei der gezielten Vorbereitung. Zur Vorbereitung sollte man doch vielleicht auch zuerst eine Zweitagestour mit Hüttenübernachtung planen.Langsam die Umfänge steigern. Jedes Kind ist anders, Pauschalangaben lassen sich hier nicht machen. Weniger ist mehr. Ein total erschöpftes Kind wird bei der nächsten Planung einer Biketour schon im Vorfeld dankend ablehnen.
Wie halte ich die Kids während der Mountainbiketour bei Laune?
Kinder lieben Radfahren, aber auch spielen, Würstchen oder Marshmallows grillen, Brotzeit, Kinderspielplatz, entdecken, im Freien übernachten, Erfahrungen sammeln für's Leben - es gibt nicht zu groß oder zu klein. Eltern müssen bereit sein, sich einzufühlen. So können auch Zeichen einer Überforderung oder eines sich anbahnenden Wutausbruchs frühzeitig erkannt werden. Da gilt es die richtigen Worte und Aktionen zu finden. Kinder können sich Höhenmeter oder Kilometer nicht vorstellen. Das eignet sich also kaum zur Motivation als Antwort auf die Frage, wie weit es noch ist. Hier ist eine kindgerechte verständliche Beschreibung gefragt. Zum Beispiel könnt ihr wetten, wie viele Bäume noch am Weg stehen, die Bäume bis ins Ziel zählen, oder bis zu dem Punkt, wenn der Märchenwald lichter wird und ihr das Knusperhäuschen sehen könnt. Geschichten sind bis zum Alter von zehn Jahren sehr gut geeignet, danach muss man sich eher sportliche Challenges einfallen lassen. Fakt ist: Druck erzeugt Gegendruck. Das ist in der Schule genauso wie beim Sport. Die Kinder machen also genau das Gegenteil von dem, was Papa oder Mama gerne wollen. Echter Zeitdruck ist umso schlimmer.
Deshalb ist es manchmal nicht schlecht, ohne Plan auf eine eher kürzere Tour zu gehen, um ein ausreichend großes Zeitpolster zu haben und zu schauen, wie weit man am Ende kommt. Wutausbrüche und Bikes, die in die Ecke geschmissen werden: Das alles gehört dazu, vor allem wenn mal was nicht klappt. Wenn Mama dann noch schlaue Tipps von hinten gibt, ist der Ofen komplett aus. Kinder wollen sich selber herantasten, ausprobieren, und melden sich schon, wenn sie an der einen oder anderen Trailpassage gerne eine Hilfestellung haben möchten.
Tipps, falls mal die Luft total raus ist
Kaiserschmarrn! Nein, mal im Ernst: Wenn nichts mehr geht, ist Schieben und Abschleppen die einzige Möglichkeit. Das setzt voraus, dass Mama oder Papa gut trainierte Beine haben. Auch deshalb gewinnt das Thema E-Mountainbike und E-Bike Fully mehr und mehr an Bedeutung. Nicht in erster Linie für die Kids, aber wenn ein Elternteil auf der Tour elektrisch unterwegs ist, hat man Reserven und kann hier und da mal unterstützen. Beim Abschleppen ist es wie beim Auto auch. Schon mal gemacht? Es ist gar nicht so leicht, sich auf das Fahrverhalten des Schleppers einzulassen. Plötzliches Bremsen führt zu Auffahrunfällen, zu kräftiges Anfahren, (besonders mit dem E-Bike) zu ruckartigen Starts des "Pannenfahrzeugs". Das Seil will auf Spannung gehalten werden. Hier funktionieren elastische Abschlepphilfen wie der "Towhee" sehr gut. Oder der gute alte Fahrradschlauch (29er passen gut) zentral am Lenker des Juniors montiert und am Hüftgurt des eigenen Rucksacks eingehängt. Kommunikation wird dabei groß geschrieben. Vordermann/frau und Hintermann/frau müssen miteinander sprechen, denn nur mit der richtigen Absprache kommt man unfallfrei nach Hause.
Fahrtechnische Herausforderungen: worauf muss ich achten um die Kids nicht zu überfordern?
Ein Fahrtechnikkurs für Kinder ist sicher eine gute Investition in die Zukunft. Hier spart man sich selber Nerven und kann später von dem Gelernten der Kinder profitieren. Der Grundstein für einen harmonischen Biketag wird mit der Geländewahl gelegt. Ist es der erste Ausflug ins Gelände, ist man gut beraten, auf einem Pumptrack zu üben. Hier bekommt jeder das richtige Gefühl für Balance und Position auf dem Bike. Danach im Trail bieten sich Flowtrails und einfache Wald und Wiesenpfade an, denn hier ist das Erfolgserlebnis am größten. Wenn es technischer wird, ist Hilfestellung gefragt.
Was müssen die Eltern auf jeden Fall im Rucksack haben?
- Einen Schlauch mit dem zur Not abgeschleppt werden kann. Oder ein "Towhee"
- Ein Erste Hilfe Set
- Ein paar Süßigkeiten
- Müsliriegel
- Getränk
- Taschentücher
Dos and Dont`s
Es gibt auf jeden Fall einige Dos and Don'ts damit das erste gemeinsame Bikerlebnis nicht das Letzte wird.
- Vermeide zu lange Anstiege auf Schotter; wähle lieber spannende Wald- und Wurzelwege und knifflige Bergaufpassagen, das lieben Kinder
- stadtnahe Bikeparks an beliebten Sommerwochenenden meiden. Oft reichen anfangs auch 2 Stunden Karten am Nachmittag oder besser die Wochentage in den Ferien wählen
- kein Druck und keine Hetze - Druck erzeugt nur Gegendruck
- Kinder brauchen unheimlich viel zu essen; sie können ihren Verbrauch aber selbst überhaupt nicht einschätzen. Meist gibt es nur Vollgas und Leer. Packen sie also den Rucksack voll mit Banane, Brotzeit, und ein Zuckerl darfs auch mal sein. Aber eben nicht nur, denn wir wissen alle, was zuviel Zucker auf der Tour bedeutet
- Ist der Akku wirklich mal leer, hilft der Spezi auf der Hütte
- Schlechtes oder zu schweres Material- wer ein gutgelauntes Kind mit auf Tour nehmen möchte, sollte am Material nicht sparen; ein zu schweres Kinderbike macht keinen Spaß bergauf, uns nicht und dem Nachwuchs noch viel weniger.
- der eigene Anspruch muß erstmal zurückgeschraubt werden. Wem das nicht gelingt, sollte sich das lieber selbst eingestehen, und das Kind mit jemand anderem mitschicken oder in einem Kidscamp anmelden
- lassen sie auch mal den Nachwuchs vorne fahren; so lernt dieser selbst seine Geschwindigkeit einzuschätzen, manchmal bremst man sie sogar ein, und sie könnten eigentlich viel mehr. Auch eine gute Linienwahl will geübt werden.
Über die Autoren
Karen Eller
Bikeathletin, mehrmalige Transalp Challenge Gewinnerin, TransRockies Siegerin, Teammanagerin SCOTT Contessa Team, Buchautorin, Mutter von zwei Kindern (10 und 14 Jahre)
Holger Meyer
Bikeathlet, mehrere Jahre Mitglied im deutschen Nationalkader Downhill, Buchautor mehrerer Bikebücher, Journalist, Vater von zwei Kindern (10 und 14 Jahre)
Seit wie vielen Jahren "Die Rasenmäher" die internationale Bike-Szene mitprägen, wollen sie gar nicht laut sagen. Karen Eller und Holger Meyer waren beide Biker der ersten deutschen Stunde, wurden Bike-Profis, gewannen Rennen, schrieben Bücher, wurden Teil einer besonderen Bewegung.
Vor allem aber führte sie das Bike an wunderschöne Plätze in den Alpen wie weltweit und es brachte sie in Kontakt mit spannenden Menschen und Kulturen. So haben die beiden schnell entdeckt, was ihnen besonders Freude macht: Anderen das zu eröffnen, was sie selbst so erfüllt. Das war im Jahr 2000 die Motivation, "Die Rasenmäher" zu gründen.
In den Camps, Events und Abenteuern geht es um den Soul & Spirit des Mountainbikens. Es geht um die Verbesserung der Fahrtechnik und das Entdecken des Flow. Es geht um erfüllende Naturerlebnisse, Gusto und Genuss. Es geht um Trails und Touren, um Spaß und Verantwortung, um einzelne Fortschritte und Team-Gefühl. Kurzum: Es geht darum, Bikern ein Erlebnis zu bieten, das sie nicht vergessen werden, weil sie viel gelernt, viel Neues entdeckt und vor allem immens viel Spaß hatten.
Das gesamte Rasenmäher-Team bringt diesen Geist und diese Motivation mit. Es besteht aus top qualifizierten Bikern, die ein Gespür für jeden individuellen Fahrer haben. Auf ihre Crew sind Karen und Holger besonders stolz - und freuen sich über jeden einzelnen Rasenmäher-Gast, der dieses "Lebensgefühl Mountainbiken" durch sie neu entdeckt.