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Fahrradkultur erklärt: Das Cycling Cap aka die Radmütze

fahrrad.de |

Was tragen nur die Roadies und würden Mountainbiker nie anziehen? Die Radmütze! Wir erklären ein Stück Fahrradkultur

Es gibt offensichtliche Unterschiede, mit denen sich zum Beispiel Rennradler von Mountainbikern abgrenzen. Fängt man unten - bei den Füßen - an, sind es verschiedene Schuhe und Pedalsysteme, weiter oben dann enge statt weite Hosen, ebenso engere statt weitere Trikots und nicht zuletzt der Helm. Doch ein kleines Accessoire tragen nur die Roadies: die Radmütze (auch Rennkappe, Cycling Cap, Radlercap oder La Casquette genannt).

Mit dem Rennradfahren verwurzelt: die Radmütze. Mit dem Rennradfahren verwurzelt und einfach ins Gesamtbild passend: die Radmütze.

Inhalt

Geschichte

Durch den aktuellen Hipster-Trend mag man es kaum glauben, aber die Caps haben eine lange Historie im Radsport. Die Überlieferungen gehen bis ins Jahr 1868 zurück, also in die Jahre, in denen sich Straßen-Radrennen in Europa etablierten. Viele Fahrer waren während des Trainings und in den Rennen stundenlang unterwegs und damit den Witterungsbedingungen ausgesetzt. Um ihren Kopf zu schützen, begannen verschiedene Radler eine Mütze beziehungsweise einen Hut zu tragen, damals war das tatsächlich eine "Melone".

Fahrradkappen als Kopfbedeckung Damals, im Jahr 1932, ganz normal: einfache Kappen statt Helme. © State Library of NSW

Danach wurden noch weitere Mützenformen und Modelle ausprobiert, unter anderem der "Pillbox-Hut". Im Anschluss wandelte sich die Hutform und das Material. Die Fahrer trugen zum Beispiel in den ersten Jahren der Tour de France Schiebermützen, welche aus Stoff genäht wurden. Da Fahrradhelme bei der "Tour" erst ab 2004 Pflicht wurden, entwickelten sich Jahr für Jahr die Hutformen immer weiter, bis die Radmütze wie wir sie heute kennen, als Standard galt. Nicht zuletzt auch aus der Professionalisierung des Radsports heraus, mit Teamnamen, -farben und Werbepartnern.

Schiebermütze von Radfahrern Die Schiebermütze wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts von Radfahrern getragen.

Funktion

Aus der Historie heraus betrachtet fallen den Caps einige Funktionen zu. Am offensichtlichsten ist der Sonnenschutz. Die Radmützen schützen den Kopf direkt durch das Abdecken des Kopfes. Außerdem kann das kleine Schild, wenn es heruntergeklappt ist, vor Blendung bei tiefstehender Sonne bewahren. Dreht man die Radmütze rum, trägt das Schild also hinten, kann der Nacken vor Sonnenbrand geschützt werden. Hinzu kommt, dass Schweiß, welcher sich auf der Stirn bildet, egal ob das Schild nun vorn oder hinten getragen wird, nicht in die Augen läuft. Ebenso ist es bei Regen. Wenn nicht gerade Sturzbäche während der Radfahrt niedergehen, sammelt sich das Regenwasser in der Mütze, statt uns übers Gesicht zu laufen. Heutzutage gibt es sogar extra Radmützen für den Einsatz bei Regen (Gore Wear C5 und C7).

Radmützen Sammelleidenschaft Einmal angefangen, kann sich aus dem Radmützen-Fetisch eine richtige Sammelleidenschaft entwickeln.

Schützt uns ein Cycling Cap also im Sommer vor Sonne, Hitze, Schweiß und Regen, kann es uns im Winter den Kopf warm halten. Je nach Material haben die Mützen einen unterschiedlichen Einfluss auf die Wärmeregulation unseres Körpers. Speziell im Winter sollten die Caps etwas dicker sein, oder sogar an den Ohren noch etwas länger, damit diese abgedeckt und vor Kälte geschützt sind (GRIPGRAB Winter-Cycling-Cap).

Eine weitere wichtige Funktion ist das Abschirmen gegen Insekten und ihre Stiche. Bei jeder Fahrt, außer im tiefsten Winter, kann es passieren, dass sich Insekten wie Wespen in unseren Helm verirren. Aus Gründen einer besseren Belüftung verzichten die meisten Helmhersteller auf Netze in den Lüftungs-Schlitzen, doch mit dem richtigen Cap wird die Wärmeableitung sogar begünstigt. Mit einer Radmütze unter dem Helm kann man sich auch anders effektiv gegen Insekten und deren Stiche schützen. Hat sich ein Tier mal verfangen, schadet es trotzdem nicht, dieses so schnell wie möglich zu entfernen.

Radmützen Urlaubssouvenir Cycle Caps sind aber auch ein super Urlaubssouvenir.

Nun verlassen wir die Ebene der nüchternen Argumente und gehen über zur Passion, zur Leidenschaft und zur Identität. Radfahren ist natürlich viel mehr als auf einem Fahrrad zu sitzen und so sind Cycling Caps auch viel mehr als nur Mützen, die uns vor Sonne, Schweiß und Kälte bewahren. Bereits ab den 1960er Jahren trugen die Radfans ihre Zugehörigkeit auf dem Kopf. Auf den Kappen standen die Namen ihrer Idole und Lieblingsteams, also das wofür sie selbst stehen. Anders gesagt: Radmützen waren die Fanschals der Radsportfans. Diese Funktion haben sich natürlich dann später die großen Unternehmen zu Nutze gemacht. Statt den Namen der Fahrer standen nun auch die Sponsoren beziehungsweise Teamnamen auf den Caps, natürlich in Verbindung mit den Teamfarben.

Radmützen im Alltag Auch im Alltag machen die Radmützen eine gute Figur, besonders bei einem leckeren Espresso.

Heute sieht man die unterschiedlichsten Menschen mit Radmützen. Seit ein paar Jahren tragen nicht nur eingefleischte Radfans und Fahrrad-Enthusiasten die Cycle Caps. In den trendigen Metropolen Europas und Nordamerikas hat sich die Kopfbedeckung als hippes Accessoire durchgesetzt. Viele junge Menschen tragen sie ohne einen Fahrrad-Kontext in ihrer Freizeit, einfach aus modischen Gründen. Dabei spielen die aufgezählten Funktionen überhaupt keine Rolle mehr. Dafür stehen Design und Farbauswahl im Vordergrund.


Wie trägt man eine Radmütze richtig?

Was auf den ersten Blick nach einer banalen Frage klingt, ist auf den zweiten Blick fast eine eigene Philosophie oder ein Glaubensbekenntnis. Wir verlassen also nun gänzlich den objektiven Diskurs. Zuallererst ist die Frage danach, wie man das Cap trägt, abhängig davon, ob man es auf dem Rad und damit unter dem Helm, oder abseits davon trägt. Wird die Kappe beim Fahren unter einem Helm getragen, ist es notwendig, die Position, Richtung und Schildneigung nach den Umgebungsbedingungen auszurichten. Dies sollte natürlich im besten Fall vor Antritt der Fahrt geschehen. Eventuelles Nachjustieren kann dennoch nötig werden, zum Beispiel bei Witterungsänderungen oder Kurswendungen. Abzuwägen gilt es hier aber dennoch, ob sich der gewünschte Look mit der Funktionalität vereinbaren lässt. Im Zweifelsfall sollte man sich immer für ein ansprechendes Erscheinungsbild entscheiden.

Fahrrad Caps Locker oben aufsitzend, diese Art das Cap zu tragen geht nur ohne Helm.

Anders verhält es sich beim Tragen einer Radmütze in einem radfahrfernen Milieu, etwa beim Treffen mit Freunden oder beim Entspannen in einem Café. Dort ist es das Wichtigste, das Cycling Cap so aussehen zu lassen, als ob es überhaupt keine Funktion erfüllt, mit Ausnahme den Träger adrett zu kleiden. In diesen Situationen verbietet es sich beispielsweise die Mütze herumgedreht, mit der Kappe nach hinten zu tragen. Darüber hinaus ergibt sich durch den fehlenden Helm die Möglichkeit, die Radmütze leicht nach oben versetzt, also luftig zu tragen. Dies sieht klassisch aus und schützt vor Blutstau, hervorgerufen durch eine zu straff getragene Mütze. Etabliert hat sich vor allem das Tragen der Mütze zur Freizeitkleidung mit aufgestelltem Schirm. Zunehmend wird das Cap auch schief sitzend auf dem Kopf getragen, davon raten wir allerdings ab.

Radmützen kann man nicht genug besitzen. Um die richtige Anzahl an Radmützen auszurechnen, benutzt man am besten die gleiche Formel, wie für die Anzahl von Fahrrädern: n+1 (n ist die Variable, welche die aktuelle Menge ausdrückt).

Fazit

Radmützen sind nicht nur hip und trendy, sondern verfügen über vielerlei Funktionen, welche uns beim Radfahren helfen. Auch wenn man meinen könnte, dass die historischen Argumente durch Helme abgelöst wurden, haben Radmützen auch weiterhin eine absolute Daseinsberechtigung. Sie schützen uns vor Wettereinflüssen sowie Schweiß und geben uns die Möglichkeit, uns als Radfahrer zu individualisieren. Über die Cycling Caps können wir außerdem unsere Zugehörigkeit zu diesem großartigen Sport und unseren Lieblingsteams und -fahrern ausdrücken. Nicht zuletzt helfen uns die Kappen einfach noch cooler und lässiger auszusehen.

Also, aufsetzen (egal wie) und Flagge zeigen (egal wo).

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